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Nr. 4: Beinahe in den Fall Behring verwickelt

Angehende Wirtschaftskriminelle sollten sich ihr Tätigkeitsfeld in der Schweiz suchen, nicht etwa in den USA. Kürzlich fragte der „Tages-Anzeiger“ den Bundesanwalt, weshalb im Fall des Rekordbetrügers Bernard Madoff (65 Milliarden Dollar) zwischen Verhaftung und Verurteilung kaum ein Jahr verstrichen sei, während gegen Dieter Behring (800-900 Millionen Franken) selbst nach acht Jahren noch nicht einmal Anklage erhoben worden sei. Die wenig tröstliche Erklärung:  In den USA und auch in Deutschland erfolgt die Beweisabnahme grossenteils erst vor Gericht, bei uns im Vorverfahren.

In den 90er Jahren schien Behring den „genetischen Code“ des Börsenhandels geknackt zu haben: Jahresrenditen von 58%. Erst 2004 begannen die Anleger zu vermuten,  dass sie einem Schneeballsystem zum Opfer gefallen waren. Den über 1‘200 Geschädigten kann der Bundesanwalt nur noch 10% ihrer „Kapitalanlage“ als Quote in Aussicht stellen, je nach Verwertung einer exquisiten Uhrensammlung, von Kunst und Liegenschaften Behrings. Ihm und Madoff gemeinsam war ein grosszügiges Mäzenatentum, das vielen Anlegern Sand in die Augen gestreut haben dürfte.

Meine Frau und ich wären beinahe in diesen Strudel hineingerissen worden. Wir hatten gerade unser Anwesen in den Südvogesen verkauft und suchten Anlagemöglichkeiten. Da stach uns ein Inserat in der NZZ ins Auge: Verkauf einer Basler Galerie. Am 25. September 2001 fand die erste Begegnung mit einem Mann statt, der im Buch des früheren Gerichtspräsidenten Peter Zihlmann zum Fall Behring zusammen mit seinem Partner als drittgrösster Vermittler von Kundengeldern – rund 88 Millionen – genannt wird.

Die „Galerie K. GmbH“ an der Bäumleingasse 10, schräg vis-à-vis der Galerie des berühmten Kunstsammlers Beyeler, befand sich allerdings nicht im Parterre mit Schaufenstern, sondern im 3. Stock in seinen Büroräumen als „Finanzberater der Zürich Versicherung“, der er seit 2000 laut Buchautor nicht mehr war. In einem Untergeschossraum zeigte er uns seine Erwerbungen von bisherigen Ausstellungen, darunter mit besonderem Stolz ein Bild von Elvira Bach, „die von Udo Jürgens gekauft wird“.

Seine nächste Vernisssage vom 19. Oktober mit dem in Deutschland offenbar erfolgreichen Künstler Bernd Zimmer stand unter keinem guten Stern. Beim ersten Kontakt hatte uns K. als gewinnende Persönlichkeit beeindruckt. Nun blätterte der Lack ab, da er seinen Ärger über einen Kunstkritiker der „Basler Zeitung“ den ganzen Abend nicht zu überspielen vermochte. Zudem ging in einem der Räume das Licht aus, und ein paar Teller mit Pommes Chips und Specktranchen ohne Brot wirkten dürftig. Geringer Publikumszuspruch und kein einziger roter Punkt (Preise zwischen 3‘000 und 50‘000) – der Künstler wirkte irritiert.

Das nächste Treffen fand zunächst am Hauptsitz der Basler Versicherung am Äschengraben anlässlich der Vernissage des Holzbildhauers Stefan Balkenhol am 14. November statt. Wieder Ärger für K., weil der Künstler nicht erschien, den er für seine Galerie hatte gewinnen wollen. Zusammen mit seiner Frau fuhr er uns in seinem schnittigen Mercedes zum „Gundeldingerhof“. Peinlicherweise kam es zu einem Wortgefecht zwischen dem Ehepaar, das von unserer Seite bereits das Aus jeder Geschäftsbeziehung bedeutete. Noch weniger überzeugend war das verschwommene Angebot einer Beteiligung von 50‘000 Franken für den „bisher erworbenen Ruf der Galerie K.“ – nach nur drei Jahren, zumal der Name K. zugunsten „art&finance“ verschwinden sollte.

Ein letztes Mal sahen wir K. an einer Vernissage in der Galerie „Heuberg“, die er übernommen hatte. Hier versuchte er uns abermals sein Konzept „art&finance“ mit einer „Zielrendite 12%“ schmackhaft zu machen. Spätere Kontaktaufnahmen seinerseits beantworteten wir nicht mehr, darunter die Einladung zu einer winterlichen Rheinschifffahrt mit den Künstlern seiner Galerie. Bald danach meldete er die Einstellung des Galeriebetriebs.

Im Herbst 2004 sass K. vierzehn Tage in U-Haft. Am 7. Januar 2005 rief er sich mit einem Mail „Hello again“ in Erinnerung. Absender: „Galerie K. GmbH“, Postfach, Walchwil. Heute firmiert er in Hamburg und Berlin mit „art& management“.